Seit einem halben Jahr nutze ich nun ziemlich intensiv Google-Classroom für meinen Unterricht in der Oberstufe des Gymnasiums. Derzeit unterrichte ich fünf Kurse in den Fächern Geographie, Informatik und Mathematik. Aufgrund einer blöden Verletzung war ich gezwungen, einige Wochen zu pausieren und konnte nicht unterrichten. Diese Zeit nutzte ich, um mit Classroom meine SII-Kurse zu unterrichten. Man muss allerdings sagen, dass es weniger Unterricht im klassischen Sinn ist und war, sondern ein Bereitstellen an Material und Aufgaben, wie auch deren Korrektur und Rückmeldung. Jedoch war es eine direktere Kommunikation zwischen SuS und dem Lehrer auf der Plattform, als wenn ich Aufgaben per Email beispielsweise versendet hätte.
Das Erstellen der Nutzerkonten für die SuS ging problemlos. Auch die meisten SuS hatten keine Probleme, sich in einem Google-Konto zurechtzufinden. Viele von ihnen besitzen ja auch schon private Google-Konten. Zur Wahrung des Datenschutz und dem Schutz der Privatsphäre der SuS, habe ich anonymisierte Konten ohne Klarnamen erstellt. Die Verbindung der Schulkonten mit den privaten Google-Konten ist nicht erlaubt und auch google+ habe ich für die Schülerkonten geblockt. Eine Zuweisung der Schüler zu ihren Kursen kann durch den Kursleiter direkt erfolgen oder über einen Kurscode können sich die SuS selbst in den Kurs einschreiben.
Einen Kurs in Classroom anzulegen schafft jeder auch nicht so digital-affine Kollege/Kollegin. Auch das Erstellen von Aufgaben und Beiträgen ist extrem einfach. Aufgaben sind schnell eingegeben, Material kann angehängt werden (Copyright beachten!!!) und Dokumentvorlagen können mit Docs, Tabellen, Präsentationen etc. leicht erstellt und an alle SuS verteilt werden. Dazu kann man das Rückgabedatum festlegen, Kommentare hinzufügen und einen Bewertungsmaßstab einstellen.
Nach Ablauf der Bearbeitungszeit bewerte ich die eingereichten Arbeiten. Dabei merkt man schnell, dass es bei 5 Kursen kaum zu leisten ist, wöchentlich auch nur eine Aufgabe von jedem/r SuS ausführlich zu lesen, zu bewerten und zu kommentieren. Bei anfangs nur zwei Kursen habe ich das noch geschafft. Später bin ich dann dazu übergegangen die Arbeiten nur noch zu bewerten ohne zu kommentieren bzw. habe nur Stichproben korrigiert. Teilweise habe ich Aufgaben ohne Bewertung zurückgegeben und nur notiert wer abgegeben hat und wer nicht. Allerdings sehe ich das nicht als problematisch an. Vielmehr habe ich festgestellt, dass ich über diesen Weg noch mehr über die Fähigkeiten und Kompetenzen meiner SuS erfahre als nur im Unterricht. Es ergibt sich für mich nun ein ehrlicheres Bild des Leistungsstandes meiner Kurse.
Auch nach meinem Ausfall arbeite ich weiter mit Classroom und nutze das Tool für kollaboratives Arbeiten und als Plattform der Unterrichtsergebnisse. Arbeitsteilige Erarbeitungen können in Classroom von jedem eingestellt werden und stehen allen zur Verfügung. Gemeinsam wird an Dokumenten gearbeitet. Gegenseitig kommentieren die SuS ihre Arbeiten und lernen so viel intensiver als in Unterrichtsgesprächen. Hier sehe ich den großen Vorteil von Classroom. Diese Kollaboration ist allerdings bisher immer durch mich als Lehrender bzw. Moderator angestoßen worden. Ich würde mir noch eine eigenständige Nutzung der Tools durch meine SuS wünschen und überlege, wie man dieses initiieren kann.
Momentan arbeiten wir daran Vertiefungskurse als Online-Kurse für die Fächer Mathematik und Englisch einzurichten. Dabei wollen wir die Arbeit in Classroom mit verbindlichen und freiwilligen Präsenzstunden kombinieren. Wir bewegen uns hier sicher etwas abseits von herkömmlichen Strukturen. Nach einer Testphase werden wir sehen, ob sich eine generelle Umsetzung lohnt.
Fortsetzung folgt… 😉